Handlungsfelder

Die Handlungsfelder der Region

Durch den Zusammenschluss der LAGs ergeben sich ganzheitlich neue Ansätze und Transformationen. Daher wurden drei Handlungsfelder definiert – „Lebensqualität und vitale Orte“, „Regionalmarketing und Tourismus“ sowie „Innovationen und Zukunftsinvestitionen“ – in denen auf LAG-Ebene Gestaltungsmöglichkeiten bestehen.

Jedem dieser Felder sind klare strategische Ziele und finanzielle Mittel zugeordnet. Diese Ziele werden anhand von SMART-Kriterien operationalisiert und durch Output- und Ergebnisindikatoren überwacht. Neben Einzelprojekten müssen auch geplante Kooperationsprojekte sowie Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und des Wissenstransfers den festgelegten Zielen entsprechen.

Das erste und prioritäre Handlungsfeld „Lebensqualität und vitale Orte“ richtet sich an die Menschen der Region als Zielgruppe. Das Handlungsfeld zielt darauf ab, die Dörfer und Städte so zu gestalten, dass gleichwertige Lebensverhältnisse sowohl innerhalb der Region als auch im Kontext mit den urbanen Räumen hergestellt werden

Vitalität und Resilienz der Orte sollen gestärkt werden, damit es sich hier gegenwärtig und auch in Zukunft gut leben lässt. Damit geht einher, dass die natürlichen Ressourcen, das bau-kulturelle Erbe und gelebte Traditionen für zukünftige Generationen bewahrt bleiben. Innerhalb des Handlungsfeldes sollen Projekte zur aktiven Gestaltung des demografischen Wandels re-alisiert werden, um eine optimale Grundversorgung sowie ein gutes soziales Miteinander und ein attraktives Lebensumfeld für die Bevölkerung zu schaffen. Es gilt auch, neue Formen zur Sicherung der Daseinsvorsorge zu entwickeln und zu etablieren.

Hierfür müssen innovative Ansätze entwickelt werden, die sowohl wirtschaftlich tragfähige Lösungen wie auch ehrenamtliches Engagement beinhalten. Die Vernetzung und Kooperation der Akteure im ländlichen wie im städtischen Raum und die Unterstützung der Stadt-Umlandbeziehungen sind deshalb besonders wichtig.

A.1
Schutz von Natur, Umwelt und Klima als Lebensgrundlagen künftiger Generationen

Die naturräumliche Ausstattung und die Vielfalt der Kulturlandschaft im Aktionsraum stellen wesentliche Stärken dar, die für die regionale Identität von besonderer Wichtigkeit sind. Die Bewahrung dieses Erbes für künftige Generationen ist daher ein wichtiges Ziel der nachhaltigen Regionalentwicklung. Dabei sind die Erfordernisse des Natur-, Umwelt- und Artenschutzes in Einklang mit der Erhaltung bzw. Schaffung einer ausgewogenen leistungs- und wettbewerbsfähigen Wirtschaftsstruktur zu bringen. Abgestimmte und integrative Maßnahmen von Land- und Forstwirtschaft, Landschaftspflege und Naturschutz leisten hier entscheidende Bei-träge.

Zu förderwürdigen Projekten zählen u.a. Maßnahmen in den Bereichen Natur-, Umwelt-, und Landschaftsschutz sowie zum Erhalt der Biodiversität, des vorbeugenden Hochwasserschutzes, der Wasserrückhaltung und zum sparsamen Umgang mit Ressourcen. Zur Wiederherstellung der natürlichen Bodenfunktionen und zur Vermeidung zusätzlicher Flächeninanspruchnahmen sind hier auch Vorhaben zur Sanierung von schadstoffbelasteten Standorten sowie zum Flächenrecycling einzuordnen.
Angesichts der rezenten Krisen werden Vorhaben zum Klimaschutz und zur Energiesicherheit eine noch größere Rolle spielen, als dies bislang in der ganzen Tragweite absehbar ist. Hier sollen lokale und kommunale Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung, ein-schließlich Vorhaben zur CO2-Minderung, zur Steigerung der Energieeffizienz sowie zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt werden.

A.2
Sicherung und Inwertsetzung des kulturhistorischen Erbes

Der Aktionsraum ist ausgestattet mit historisch bedeutender Bausubstanz. Dazu zählen u.a. Zeugnisse der Romanik, der Backsteingotik, der Hansezeit, der Industriekultur oder des Gartenbaus sowie denkmalgeschützte und ortsbildprägende Objekte in den Stadt- und Dorfkernen. Der Schutz, die Sanierung und die Inwertsetzung des Kulturerbes ist daher von beson-derer Bedeutung. Dies gilt sowohl für die zahlreichen denkmalgeschützten Bauwerke, historischen Objekte, aber auch für immaterielle Kulturgüter. Das Bewusstsein für die vorhandenen kulturhistorischen Werte und die Traditionspflege sind wertvolle Grundlagen zur Stärkung der regionalen Identität sowie für Bildung, Tourismus und Freizeit. Investitionen in die kulturhistorischen Zeugnisse und die kulturelle Infrastruktur sollen einen wichtigen Beitrag sowohl zu deren Inwertsetzung als auch zu deren verbesserter Nutzung durch die Bevölkerung und Gäste der Region führen.

A.3
Stärkung einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung durch Gestaltung und Entwick-lung attraktiver Ortsbilder und Revitalisierung innerörtlicher Bereiche

Zur Stabilisierung der dörflich geprägten Ortsteile sowie der Kernstädte ist ein attraktives Lebensumfeld ein wesentliches Element. Daher sollen auch zukünftig der Erhalt und die Gestaltung der Ortsbilder unterstützt werden. Hierbei liegt der Fokus auf der Schaffung von Barrierefreiheit in einem umfassenden Sinne und der Nutzung und Inwertsetzung ortsbildprägender Bausubstanz. Besonderer Wert wird daraufgelegt, neue generationenübergreifende oder zielgruppenspezifische Angebote zu schaffen bzw. bestehende Angebote zu sichern. Dies ist zugleich ein probates Mittel zur Vermeidung innerörtlicher Brachflächen.
Die Förderung der Innenentwicklung und die Reduktion des Flächenverbrauches sind wichtige Handlungsansätze, um tragfähige Siedlungsstrukturen zu schaffen und zukünftigen
Leerstand zu vermeiden bzw. vorzubeugen. Die Schaffung attraktiver und zeitgemäßer Wohnstandorte durch Nachnutzung vorhandener Bausubstanz kann als Haltefaktor dienen.

A.4
Sicherung der Daseinsvorsorge und bedarfsgerechter Ausbau der wirtschaftsna-hen, technischen, sozialen, kulturellen sowie sport- und freizeitorientierten Infrastruk-tur

Die Lebensqualität im LAG-Gebiet hängt stark von der Entwicklung der einzelnen Orte ab. Hierbei gibt es große Unterschiede zwischen den Kernstädten und den ländlich geprägten Ortsteilen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist es das Ziel, die Lebensqualität in allen Orten zu erhalten und zielgruppenspezifische Angebote zur Sicherung der Daseinsvorsorge zu entwickeln. Die Gestaltung guter Lebensbedingungen für Familien und die Stärkung von Halte- und Zuzugsfaktoren durch entsprechende Angebote der Daseinsvorsorge ist dabei eine wichtige Voraussetzung zur Bewältigung der Folgen des demografischen Wandels und zur Profilierung als kinder- und familienfreundliche Region.
Dazu müssen bedarfsgerechte und krisenfeste Versorgungsstrukturen geschaffen werden, die allen Generationen ein Leben im ländlichen Raum ermöglichen. Wichtiger Ankerpunkt des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist die Verfügbarkeit der dafür notwendigen Infrastruktur. Dies betrifft insbesondere den Gesundheitsbereich und die medizinische Versorgung, die Nahversorgung aber auch Freizeit, Kultur und Sport. Dazugehörige Gebäude und Anlagen sind möglichst multifunktional zu erhalten, auszubauen und den Bedürfnissen der Generationen anzupassen.
Ebenso gehört die Absicherung des Brand- und Katastrophenschutzes im Rahmen der Tätigkeit der Freiwilligen Feuerwehren dazu, damit sich die Dörfer und Städte resilient aufstellen können. In diesem Bereich gibt es Schnittstellen zwischen Ehrenamt und der Ausübung von kommunalen Pflichtaufgaben. Entsprechende Maßnahmen können auf Basis einer kommunalen Priorisierung im Hinblick auf die kommunalen Risikoanalysen und die Brandschutzbedarfsplanung gefördert werden.

A.5
Gestaltung des demografischen Wandels durch Schaffung generationengerechter Angebote und die Ermöglichung der gesellschaftlichen Teilhabe für alle Menschen

Der demografische Wandel wird als Entwicklungschance und Anstoß für Veränderungen verstanden. Es hat sich herauskristallisiert, dass das bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement zur aktiven Gestaltung dieses gesellschaftlichen Transformationsprozesses eine große Bedeutung im ländlichen Raum hat. Diese Aktivitäten zu fördern und auszubauen und weitere Erfolgsgeschichten der Zivilgesellschaft zu schreiben, ist daher wichtig. Dabei gilt es, Versorgungslücken zu schließen, das Wegbrechen noch bestehender Strukturen insbesondere im Vereinsleben zu vermeiden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu befördern. Die Entwicklung neuer, bedarfsgerechter Angebotsformen zur Gestaltung des Lebens im ländlichen Raum und die Umsetzung von Projekten zur Bewältigung sozialer Folgen des demografischen und strukturellen Wandels, insbesondere für Kinder und Jugendliche und die ältere Generation, stehen dabei im Vordergrund. Zudem sollen Integration und Inklusion als Entwicklungschance genutzt und in allen Lebensbereichen so umgesetzt werden, dass eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben möglich ist. Minderheiten können auf diese Weise einbezogen und ihren Fähigkeiten, Potenzialen und Ansprüchen kann Wertschätzung entgegengebracht werden.

In den letzten Jahren hat sich der Tourismus in der Altmark dynamisch entwickelt. Dabei ist er nicht nur zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, sondern prägt auch das Image und erhöht die Bekanntheit der Region. Sowohl in der südöstlichen Altmark als auch im Elb-Havel-Winkel wurden zahlreiche Projekte umgesetzt, die wichtige Beiträge zur Weiterentwicklung des Tourismus geleistet haben. Vor allem das Gebiet zwischen Elbe und Havel nutzte dabei die positiven Effekte, die durch die Bundesgartenschau (BUGA) 2015 in der Havelregion ausgelöst worden sind. So war die nachhaltige Tourismusentwicklung dort ein Schwerpunkt in der letzten Förderperiode. Daran gilt es in den nächsten Jahren im gesamten Aktionsraum anzuknüpfen und die Potenziale noch besser zu nutzen. Hierzu wurden Handlungsfeldziele sowie Indikatoren festgelegt, die eine integrative Betrachtung ermöglichen.

Das LAG-Gebiet ist als Teil der Destination Altmark eine Vorrangregion für den nachhaltigen Landurlaub. Dies gilt es weiter zu positionieren und insbesondere das touristische Angebot sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht zu verbessern und die Zusammenarbeit in der Region auszubauen. Zielgruppenfokus für das zweite Handlungsfeld liegt außerhalb der Region. Zum einen geht es darum, attraktive Angebote für Touristen zu schaffen. Dabei soll die Altmark als Reisedestination in der Außenwirkung noch stärker in den Quellmärkten beworben werden. Zum anderen gilt es, die Region insbesondere für Zuzügler attraktiv zu gestalten.

B.1
Ausbau und Qualitätsverbesserung der touristischen Infrastruktur

Der Fahrrad-, Wander-, Reit- und Wassertourismus soll qualitativ und zielgruppenorientiert weiterentwickelt werden. Dabei ist das wachsende Potenzial der Aktivurlauber, insbesondere auch im Hinblick auf Wochenend- und Tagesausflüge, zu nutzen. Von besonderer Relevanz für den Aktionsraum sind der Erhalt und die Entwicklung der regionalen und gebietsübergreifenden Tourismusrouten. Vor allem für die streckengebundenen, ausgeschilderten Rad- und Wanderwege sind weiterhin hohe finanzielle und personelle Unterhaltungsaufwendungen notwendig, wenn auch in Zukunft vom wachsenden Aktivtourismus profitiert werden soll. Dies bedeutet vor allem die Bereitstellung ausreichender Fördermittel, um Premiumangebote wie den Elberadweg langfristig auf qualitativ hohem Niveau aufrecht erhalten zu können. Weiterhin sollen Projekte dazu beitragen, die Infrastruktur an Schnittstellen mit anderen regionalen und lokalen Routen sowie an touristischen Schwerpunkten bedarfsgerecht auszubauen.

B.2
Entwicklung und Profilschärfung touristischer Angebote

In allen Markensäulen des Altmarktourismus müssen Angebote mit überregionaler Ausstrahlung ausgebaut werden. Touristische Anbieter sollten darin bestärkt werden, neue Angebote zu schaffen und hierbei intensiver als bisher miteinander zu kooperieren. In diesen Kontext ordnen sich auch Investitionen der Leistungsträger ein, die zu einer Profilierung sowie zur Schaffung von zusätzlichen Bettenkapazitäten führen. Weiterhin ist es erforderlich, die Angebotsvielfalt im Freizeitbereich sowie im gastronomischen Sektor zu erhöhen.
Die Verbesserung des Service und die Steigerung der Qualität durch Vernetzung und Qualifizierung sind weitere wesentliche Elemente. Zudem sollten Angebote auch dazu führen, die Tourismuslenkung aktiv zu gestalten, so dass die Gesamtregion davon profitiert und Tendenzen zu potenziellen Konflikten zwischen Einheimischen und Besuchern in den touristischen Schwerpunktorten vorgebeugt wird.

B.3
Förderung von Wertschöpfungsketten zur Erzeugung, Veredelung und Vermarktung regionaler Produkte

Zur Erschließung des vorhandenen Potenzials sollen Einzelmaßnahmen durchgeführt werden, um vorhandene Wertschöpfungsketten weiterzuentwickeln und vorhandene Engpässe zu be-seitigen. Die Entwicklung neuer Produkte, die Veredlung vorhandener landwirtschaftlicher Erzeugnisse sowie eine entsprechende Vermarktung sollen unterstützt werden und zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Region beitragen. Dies kann z.B. durch Direktvermarktung in Hofläden oder über den Onlinehandel erfolgen. Zur Stärkung regionaler Wertschöpfung können Maßnahmen zur Erhöhung des Bewusstseins für regional und ökologisch produzierte Erzeugnisse dienen. Marktnischen sollen entdeckt und über die Förderung konkreter Aktivitäten erobert werden. Um den Handel vor Ort zu stärken, ist auch auf ergänzendes Mit-einander von stationärem und mobilem Handel hinzuwirken und kooperative Ansätze zur Etablierung von Handelseinrichtungen in der Fläche oder Vermarktungsgemeinschaften sind zu fördern.


In diesem Zusammenhang bedarf es eines weiteren Ausbaus der regionalen Produktpalette und der Etablierung einer Dachmarke als Möglichkeit zur verstärkten Beteiligung der Leistungsträger aus den Bereichen Gastronomie, Erzeugung und Direktvermarktung und damit zur gemeinsamen Vermarktung. Entsprechend notwendige Kooperationsprozesse sollen dabei unterstützt werden.

B.4
Stärkung und Unterstützung des Regional- und Tourismusmarketings

Mit vielen Marketingaktionen und -kampagnen konnte in den letzten Jahren der Bekanntheits-grad der Region bundesweit erhöht werden. Mit Gründung des ART hat das Regional- und Tourismusmarketing Fahrt aufgenommen, woran angeknüpft werden soll. Im Fokus steht dabei ein abgestimmtes Vorgehen zwischen den Marketinginitiativen auf kommunaler und regionaler Ebene. Ansatzpunkte dafür bietet auch das Marketing in der Subregion Elb-Havel-Winkel oder erfolgreiches Stadtmarketing, wie es beispielsweise in den Hansestädten Havelberg, Stendal und Tangermünde praktiziert wird. Wichtig ist es, Kräfte zu bündeln, Ressourcen effizient einzusetzen und somit Synergien zu schaffen.

Für den sanften, nachhaltigen Tourismus sind die umliegenden Metropolregionen wie Berlin/Brandenburg, Hamburg aber auch das Rhein-Ruhr-Gebiet und die Niederlande wesentliche Quellmärkte. Hier kann sich die Region insbesondere für Individualreisende zu einem qualitativ hochwertigen Kurzreiseziel entwickeln, das für authentische Natur- und Kulturerlebnisse, Individualität, Kreativität, Genuss, Gesundheit und zielbewusst für Nachhaltigkeit steht. Gerade die Verknüpfung von Natur und Kultur macht die besondere Attraktivität aus und bietet Entfaltungsmöglichkeiten.

B.5
Schaffung von Angeboten für Rückkehrende und Zuzügler

Weiterhin sollen mit den Aktivitäten in diesem Handlungsfeld gezielt Aktivitäten in der Altmark unterstützt werden, mit denen um Zuzug in die Region geworben wird. Denn Interessenten für das Leben auf dem Land finden hier vergleichsweise günstige (Wohn-)Immobilien zum Erwerb. Die Nähe zur Hauptstadtregion Berlin/Brandenburg und die Land-Affinität bestimmter Milieus auf der Suche nach Freiräumen für die Umsetzung kreativer Ideen oder sozialer Innovationen soll für die Vermarktung genutzt werden, um Zuzug vor allem aus urbanen Räumen zu generieren. Verbunden damit ist ein wesentlicher Beitrag zur Vermeidung von Leerstand und Brachen.

Ein besonderer Fokus liegt auf neuen Formen des Zusammenlebens und Gemeinschaftsprojekten wie kollektiven Wohnmodellen (Co-Living, Mehrgenerationenwohnen), auf niedrigschwelligen Angeboten (Probewohnen) oder auch oder mobilen bzw. reduzierten Wohnkonzepten (Tiny Houses). Auch neue Ansätze zur Finanzierung oder der Organisation von gemeinschaftlichem Eigentum können gefördert werden. Eine besonders wichtige Zielgruppe stellen hierbei Rückkehrende dar. Diese verfügen sowohl über regionale Kenntnisse als auch über berufliche Qualifikationen und haben eine gute finanzielle Basis, wodurch sie Impulse geben und neue Akzente setzen können. Die Rückkehrmotive sind individuell, ebenso die Herangehensweise, wie der ländliche Lebensmittelpunkt gestaltet wird. Die Kampagne „Rück hier her“ des Landkreises Stendal, die sich an diese Zielgruppe wendet, bietet hier gute Ansatzpunkte, die zu einer Willkommenskultur mit entsprechenden Strukturen auf kommunaler Ebene weiterentwickelt werden können. Maßnahmen zur Vermarktung und Erhöhung des Bekanntheitsgrads sind begleitend umzusetzen.

Im dritten Handlungsfeld sollen Innovationen und Investitionen eine zukunftsweisende Entwicklung der Region ermöglichen. Hierzu wurden Handlungsziele sowie operationalisierte Teilziele festgelegt.

Denn insbesondere Innovationsprozesse und -systeme in ländlich geprägten Räumen unterscheiden sich von denen in urbanen Zentren. Durch die Megatrends Konnektivität sowie Mobilität besteht nunmehr aber die Chance, zu einem Inkubator für Innovationen zu werden. Innovationen werden hierbei als Ergebnis eines interaktiven und systemischen Prozesses mit verschiedenen Beteiligten verstanden. Dieser endet nicht mit der Entwicklung und Verfügbarkeit eines neuen Produkts, einer neuen Dienstleistung oder einer kreativen Idee, sondern umfasst auch deren Verbreitung. So können etwa Innovationen auch aus anderen Kontexten übernommen oder aus vergleichbaren Regionen transferiert werden. Das Verständnis von Innovationen liegt dabei nicht nur auf rein technischen Lösungen, um die Wertschöpfung zu erhöhen oder Arbeitsplätze zu schaffen oder zu sichern. Vielmehr werden weitere Akteursgruppen im Innovationsprozess (z.B. nutzergetriebene Innovationen, soziales Unternehmertum), neue Innovationsarten (z.B. gesellschaftliche und soziale Innovationen, Nachhaltigkeitsinnovationen) und transformative Innovationen, die bestehende Systeme tiefgreifend verändern, einbezogen.

Die Themen Beschäftigung und Bildung sind dabei wesentliche Schwerpunkte, die zielgerichtet und aufeinander abgestimmt unterstützt werden können. Im dritten Handlungsfeld soll deshalb neben baulichen Investitionen vor allem auch in Maßnahmen des Know-how- und Wissenstransfers sowie der Qualifizierung investiert werden. Zugleich sollen innovative Vorhaben in diesem Handlungsfeld, welche die Ziele C.1 und C.5 untersetzen als Anreiz einen Förderbonus erhalten.

C.1
Förderung innovationsbasierter Wertschöpfung in Wirtschaft und Arbeitswelt

Als Innovationen im wirtschaftlichen Kontext werden die Einführung neuer Produkte und Produktionsprozesse in einen Markt sowie die Einführung neuer Organisationsformen bei Produzenten von Gütern und Dienstleistungsunternehmen bezeichnet. Dazu sind leistungsstarke innovationsfreundliche Unternehmen und Kooperationsnetzwerke notwendig. Wichtige Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung sollen dabei als Treiber innovationsbasierter Wertschöpfung fungieren. Die Unterstützung kreativer Geschäftsideen und neuer Arbeitsformen steht m Fokus. So sollen u.a. regionsangepasste Modelle für Co-Working Spaces mit einer vielfältigen Nutzerstruktur etabliert werden. Die Zielgruppe umfasst sowohl „Digitalarbeiter“, aber auch Freiberufler, Existenzgründer oder Ehrenamtliche. Es geht hierbei zudem um die Schaffung von Orten, an denen kreative und digitale Ideen entstehen und Netzwerke gebildet werden.

Wichtige Innovationsimpulse für eine nachhaltige Regionalentwicklung kann in der Altmark mit ihren enormen Flächenpotenzialen von der Bioökonomie ausgehen. Diese umfasst „die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen. Bioökonomie betrachtet dabei alle Wirtschaftssektoren und ihre zugehörigen Dienstleistungsbereiche, die biogene Rohstoffe erzeugen, be- und verarbeiten, nutzen oder damit handeln.“39 Auf diese Weise können nicht nur Rohstoff- und Energieimporte reduziert, sondern auch regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt werden.

C.2
Unterstützung von Existenzgründungen und Unternehmen

Die Schwerpunkte im Beschäftigungsbereich zielen darauf ab, bestehende Unternehmen zu stärken. Dazu gehört die Bereitstellung notwendiger Infrastruktur ebenso wie die Unterstützung von Kooperationen und Vernetzungsaktivitäten. Auch die Entwicklung neuer Produkte, die Veredlung vorhandener Erzeugnisse sowie eine entsprechende Vermarktung sollen gefördert werden und zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Region beitragen.

Eine besondere Rolle kommt der Förderung des Unternehmertums zu. Hier gilt es, mit geeigneten Maßnahmen sowohl Beratungsstrukturen wie auch Gründer beim Aufbau der Selbständigkeit oder für eine Unternehmensnachfolge nachhaltig zu unterstützen. Dabei ist die Leistungsfähigkeit regionaler Innovationssysteme, bestehend aus innovationsfähigen und innovationswilligen Organisationen (z.B. Hochschule, Kammern, Verbände, IGZ BIC Altmark) sowie deren Zusammenarbeit besonders wichtig.

C.3
Sicherung des Fachkräftebedarfs und der Arbeitsmarktqualifizierung

Die bedarfsgerechte Bildung und Ausbildung sowie die Qualifikation der Erwerbsbevölkerung sind die Basis für die Sicherung des Fachkräftebedarfs. Es gilt, die Erwerbsbeteiligung von Minderheiten, von Menschen mit Migrationshintergrund und Personen mit Handicap durch Bildung und Beschäftigung zu erhöhen. Barrierefreie Angebote und lokale arbeitsmarktorientierte Mikroprojekte sollen dabei helfen, Bildungs- und Qualifikationsdefizite abzubauen. Dies stellt zugleich ein Schlüsselelement für die Integration in den Arbeitsmarkt dar.

Darüber hinaus wird darauf abgezielt, den künftigen Arbeits- und Fachkräftebedarf zu decken. Der Zusammenarbeit zwischen Schulen und regionalen Unternehmen zur Berufsorientierung und -vorbereitung von Schülerinnen und Schülern an außerschulischen Lernorten wird deshalb eine große Bedeutung beigemessen.

C.4
Verbesserung der Bildung für Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit


Bildung ist ein wichtiger Standortfaktor, der nicht auf die Schul- und Ausbildung sowie das Studium reduziert werden kann, sondern lebenslanges Lernen für alle Generationen umfasst. Im LAG-Gebiet gibt es zahlreiche Bildungsinstitutionen, die dazu beitragen können, diesen Standortfaktor zu stärken und zugleich die Kompetenzen der ansässigen Bevölkerung zu erhöhen. Einen herausgehobenen Stellenwert hat die Hochschule Magdeburg-Stendal mit ihren Studiengängen und weiteren Bildungsangeboten für andere Zielgruppen sowie zahlreichen Einrichtungen der Umweltbildung.

Durch stärkere Vernetzung der vorhandenen Angebote sollen der Zugang zu Bildung und Wissenstransfer insgesamt erleichtert und das Angebot im ländlichen Raum verbessert werden. Stadt-Land-Kooperationen spielen hierbei eine wichtige Rolle, um auch für die Menschen, die nicht in den zentralen Orten wohnen, Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen anbieten zu können. Angesiedelt sind hier auch Projekte zur Umweltbildung, zur Erhöhung der Medienkompetenz und zur kulturellen Bildung in allen Altersgruppen einschließlich Kooperationen zwischen Kultureinrichtungen, Schulen und Kindertagesstätten.

C.5
Erprobung sozialer und kultureller Innovationen

Eng verbunden mit dem CLLD-Ansatz sind soziale und kulturelle Innovationen. Diese wer-den als Mittel zur Umgestaltung des lokalen Dienstleistungsangebots und zur Bewältigung lokaler Herausforderungen betrachtet. Solche Innovationen verbinden sich vorrangig mit neuen Produkten, Dienstleistungen und Modellen, die soziale und/oder kulturelle Bedürfnisse decken und zugleich neue Beziehungen oder Formen der Zusammenarbeit zwischen öffentlichen, zivilgesellschaftlichen oder privaten Organisationen schaffen. Um Innovationen gezielt zu fördern, sollen ausgewählte und überschaubare Modelle kleinmaßstäbig erprobt werden. Dies schließt nicht aus, dass experimentelle Maßnahmen erprobt werden können, die über die Region hinaus ausstrahlen.

Hier legt die LAG einen besonderen Wert darauf, modellhafte Aktivitäten zum Themenkreis Integration und Inklusion anzustoßen, die einen wesentlichen Beitrag hinsichtlich der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen leisten und damit einen regionalen und gesamt-gesellschaftlichen Mehrwert generieren. Ein Schwerpunkt liegt auf der interkulturellen Öffnung, wodurch Toleranz und Akzeptanz gesteigert werden sollen, um die Teilhabe von Minderheiten am gesellschaftlichen Leben und insgesamt ein gemeinschaftliches Miteinander zu fördern.

Sie haben eine Frage?

Melden Sie sich noch heute.